Turner Pascal Brendel: Probleme mit dem Trainer, Spaß mit dem Papa

2022-11-07 17:12:27 By : Ms. Tina Gao

Warum sehe ich FAZ.NET nicht?

Permalink: https://www.faz.net/-gub-az742

Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur

Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler

Turner Pascal Brendel bei einer Übung in Liverpool Bild: AP

Pascal Brendel ist schon früh ein großes Talent im Turnen. Doch dann gerät seine Karriere wegen eines Trainers ins Stocken, sein Vater springt ein. Das WM-Debüt macht Appetit auf mehr.

Permalink: https://www.faz.net/-gub-az742

P erfekt ist sein WM-Debüt nicht verlaufen. Pascal Brendel hatte bei seinen vier Einsätzen für den Deutschen Turner-Bund in der Team-Qualifikation in Liverpool ein paar Wackler. Dennoch befand der 19 Jahre alte Wehrheimer, der erst im letzten Moment wegen zweier Corona-Fälle ins Team gerutscht war: „Das war ein cooles Erlebnis. Es hat mir Lust darauf gemacht, auch bei der nächsten WM in Antwerpen dabei zu sein.“ Brendel will die etablierten deutschen Turner herausfordern.

Vor fünf Jahren stand er kurz davor aufzuhören, obwohl er seinen Sport liebt. Lange war es prächtig gelaufen, nachdem sein Vater Matthias ihn und seinen Bruder zum Turnen gebracht hatte. Ein Trainer aus dem Frankfurter Leistungszentrum war auf ihn aufmerksam geworden. Das Talent entwickelte sich sehr gut, gewann auf Landes- und nationaler Ebene Titel. Doch irgendwann in der Pubertät, wenn sich Körper und Kopf stark verändern, „funktionierte das Knöpfchen nicht mehr, auf das man bei Jüngeren einfach drückt, damit sie das Geforderte machen“, erzählt Vater Matthias Brendel. Der Trainer, „fachlich sehr gut, pädagogisch mit sehr großen Defiziten“, habe „das größte Problem“ mit solchen heranwachsenden Athleten. „Du musst, du musst, du musst“, habe es immer geheißen, erzählt der Sohn selbst. Zunehmend sei es zu unschönen Szenen gekommen. „Irgendwann geht dann gar nichts mehr.“

Zu Hause erzählte Pascal Brendel erst mal nichts. Schließlich wollte er seiner Leidenschaft weiter nachgehen. „Ich mache mir heute noch Vorwürfe, dass ich ihn da nicht früher rausgeholt habe“, sagt sein Vater. Der „Zwang“ und die daraus resultierenden Auseinandersetzungen blieben nicht ohne Folgen. Noch heute habe Pascal Probleme mit Drucksituationen, könne darin „keinen kühlen Kopf bewahren“. Der Vater, der seinen Spross mittlerweile selbst trainiert, geht dann aus der Halle und lässt ihn erst mal etwas abschalten.

Vom Hessischen Turnverband, bei dem der Trainer angestellt war, habe es keine Hilfestellung gegeben. „Es sind damals Worte gefallen, nach denen ich die Gespräche lieber abgebrochen habe. Wir sahen uns mit dem Vorwurf konfrontiert, es so eingefädelt zu haben, dass der Trainer suspendiert wurde.“

Vorausgegangen war ein Einschreiten der Carl-von-Weinberg-Schule, an die sich Mädchen gewandt hatten, die mit den Turnern zusammen in der Halle standen. „Sie haben mitbekommen, wie die Jungen verbal rundgemacht wurden und dann weinend in die Schule kamen“, erzählt Matthias Brendel. Dennoch stehe der Trainer bis heute wieder in der Halle.

Turnerin Elisabeth Seitz : Mit Kopf und Körper

Kulturwandel im Kunstturnen : „Wir sind noch lange nicht am Ziel“

WM-Teamfinale im Turnen : Alles vor wenigen Jahren quasi undenkbar

Sportmangel bei Kindern : „Das goldene Lernalter lässt sich nicht verschieben“

Die Brendels zogen die Reißleine. Als Pascal zwei Wochen vor den deutschen Jugendmeisterschaften „ohne Betreuung“ im Training war, übernahm Wolfgang Hambüchen, der Vater von Fabian Hambüchen, eine Weile die Verantwortung. Trainingsort ist seitdem das Wetzlarer Leistungszentrum. Mittlerweile hat Matthias Brendel seine Arbeit im Rettungsdienst aufgegeben, um sich der sportlichen Ausbildung seines Sohnes zu widmen und an der Sporthochschule in Köln die Trainerakademie zu besuchen. Streitereien bleiben auch zwischen Vater und Sohn nicht aus. „Aber wir können ganz anders miteinander reden“, sagt der Turner. Mit Respekt und auf Augenhöhe. „Ich bin keine Maschine“, betont Pascal Brendel. In der Familie fühlt er sich verstanden. Spaß an seinem Lieblingssport hat er auch wieder.

Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben.

Permalink: https://www.faz.net/-gub-az742

FAZ Plus Artikel: Missbrauch im Turnsport : Die Angst, Wasser zu trinken

Berichte aus Italien über psychischen Missbrauch in der Rhythmischen Sportgymnastik erreichen die Turn-WM in Liverpool. Das Problem ist erkannt, gelöst ist es aber noch lange nicht.

Zweimal French Open gewonnen : Tennis-Doppel Krawietz/Mies trennt sich

„Unsere Reise geht dieses Jahr zu Ende“: Mit emotionalen Worten verkünden Kevin Krawietz und Andreas Mies das Aus ihrer erfolgreichen Tennis-Beziehung. Beide machen mit neuen Partnern weiter.

Football-Superstar : Tom Brady stellt nächsten Rekord auf

In letzter Sekunde bezwingen Tom Brady und die Tampa Bay Buccaneers den Titelverteidiger Los Angeles. Kurz vor dem Gastspiel der NFL in München setzt der Star-Quarterback zudem die nächste Bestmarke.

Ende der Prohibition : Was die Raucher hinter sich haben, steht den Kiffern jetzt bevor

Erste deutsche Bank : 1,5 Prozent Zinsen für Tagesgeld

Ukraine-Liveblog : London: Russland wird Lufthoheit nicht erlangen

Die Karrierefrage : Wie arbeite ich gut im kalten Büro?

© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 - 2021 Alle Rechte vorbehalten.

Debüt bei der Turn-WM: Mit dem Vater hat Pascal Brendel wieder Spaß am Sport

Turner Pascal Brendel und die Rückkehr der Freude

Pascal Brendel ist schon früh ein großes Talent im Turnen. Doch dann gerät seine Karriere wegen eines Trainers ins Stocken, sein Vater springt ein. Das WM-Debüt macht Appetit auf mehr.

Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.

Vielen Dank Der Beitrag wurde erfolgreich versandt.