Pedruxella Gran: Olivenöl wie anno dazumal - Mallorca Zeitung

2022-11-07 17:14:05 By : Ms. Darlee Zou

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Tolo Bennassar, Deborah Piña und Bos Dewey (v. li.) mit den Bastmatten für die Maische. Foto: Christoph

Use it or lose it - was man nicht gebraucht, geht verloren. Nach diesem Motto bewirtschaften zwei US-Amerikaner eine Finca im Tal Vall d´en March in Pollença, ein 250 Hektar großes Anwesen mit Steineichen, Oliven- und Johannisbrotbäumen. Zu der possessió aus dem 13. Jahrhundert, im Mittelalter eine Anlaufstelle für Templer, die in nahe gelegenen Höhlen Silber gewaschen haben sollen, gehört auch eine antike Ölmühle. Sie geht bald wieder für ein Wochenende in Betrieb und ist eine der letzten ihrer Art, die auf der Insel überhaupt noch genutzt wird.

„Nur wenn du Zeit investierst, bleibt ein Ort lebendig", sagt Bos Dewey (57), der gerade vier Wochen auf Pedruxella Gran, den „Ort zwischen den Steinen" verbringt, um die Olivenernte vorzubereiten. Abwechselnd mit seiner Frau Liz Barratt-Brown (56) pendelt er zwischen ihrer Heimat Washington und Mallorca, um die Finca, die Liz 1997 von ihrem Vater erbte, am Leben zu erhalten. „Du musst selbst Zäune reparieren, die Bäume stutzen, zumindest von Zeit zu Zeit. Sonst verlierst du die Beziehung zu den Dingen", sagt der Familienvater, der hauptberuflich als Unternehmensberater in der Energiebranche arbeitet.

Neben Schafen, Ziegen und Hühnern gehören auch 2.500 Olivenbäume zum Besitz. Die 600 bis 900 Jahre alten, knorrigen Exemplare wachsen auf unebenen Terrassen, oft zwischen Felsen. Rund 500 Bäume werden im Herbst per Hand mühsam abgeerntet. Nicht jeder Baum trägt jedes Jahr Früchte, außerdem wäre es schlichtweg zu teuer, genügend Pflücker anzustellen.

Da Arbeit und Ausgaben auf der Finca beträchtlich sind, beschloss das Paar bereits vor einigen Jahren, das Wohnhaus im Sommer an Gäste zu vermieten sowie mit Freiwilligen von WOOF (World-Wide Opportunities on Organic Farms) zusammenzuarbeiten - ein weltweites Netzwerk, das Menschen verbindet, die naturverbunden leben und auf einem Biohof unentgeltlich mitarbeiten wollen.

Die ersten Freiwilligen treffen jedes Jahr nach der Sommerpause auf Pedruxella Gran ein. Sie befreien die Olivenbaum­felder von Gestrüpp und Brombeer­büschen, und legen ab Mitte Oktober zusammen mit Tolo Bennasser, dem mallorquinischen Farm-Manager die Erntenetze rund um die Stämme aus. Um acht Uhr morgens beginnt die Arbeit. Die Oliven werden mit Stöcken von den Ästen geschlagen und fallen auf eine Netz. 250 Kilogramm werden so pro Tag geerntet. Der Großteil der Früchte, es handelt sich um die autochthone Sorte Mallorquina, wird mechanisch gepresst, in der Mühle Son Catiu zwischen Inca und Llubí -

rund 800 Liter in einem guten Jahr. Zu den Abnehmern des Olivenöls mit Bio-Siegel gehören Fünf-Sterne-Hotels wie La Residencia in Deià und Son Brull in Pollenca, man bekommt das leicht scharf schmeckende Öl auch in einigen Spezialitätenläden der Insel

Mühsamer, unrentabler, aber dafür ein echtes Erlebnis ist das traditionelle Pressen. Wenn am ersten Novemberwochenende die antike Ölmühle wieder in Betrieb geht, packen viele freundliche Hände mit an. Das Ereignis lockt jedes Jahr auch ältere Dorfbewohner auf das Anwesen, die „ihre" Mühle in Betrieb sehen wollen. Erstmals können sich zudem 50 Interessierte für das Olivenfest anmelden (s. unten).

Gut 200 Kilogramm Oliven werden tags zuvor gepflückt und in Kisten in die alte Scheune gebracht, wo sich neben der Mühle auch eine Feuerstelle befindet. Wie in der Antike werden die Oliven zuerst mit einer Steinpresse zu einer Paste, der Maische zermahlen. Ein Esel, den Bos und Liz von einem Bekannten im Dorf ausleihen, zieht den großen Mühlstein an einer Kette im Kreis. Die Gäste helfen, die Maische mit den Händen in runde Bastmatten zu füllen. Die Matten werden gestapelt, mit kochend heißem Wasser übergossen und unter dem zehn Meter langen Holzbalken positioniert.

Er funktioniert wie eine Spindelpresse und drückt das Öl aus dem Fruchtbrei. „Es ist eine große Befriedigung, einen Ort wie diesen zu erhalten", sagt Bos. Für ihn ist Pedruxella Gran das perfekte Gegenstück zu der lauten, schnellen Welt. Reiner Konsum wird seiner Meinung nach immer unwichtiger, es geht um tiefere Erfahrungen, wie etwa den Reichtum der Natur wieder zu entdecken. „Die Menschen möchten wissen, woher die Lebensmittel, die sie essen, kommen", glaubt Bos. Und sie lernten zu schätzen, wie viel Arbeit in einem von Hand hergestellten Produkt wie Olivenöl steckt.

Zum Olivenfest wird auch der alte Steinbackofen eingeheizt, 22 Pizzen passen dort nebeneinander rein. Der Ofen befindet sich in einem der Innenhöfe, in dem noch der original arabische Turm aus dem 11. Jahrhundert steht. Ist das Öl gepresst, gibt es dort für alle Helfer einen Imbiss mit coca, Käse, Sobrassada und Wein. Und man kann das flüssige Gold, frisch gepresst, auf einem Stück Brot probieren.

Zum ersten Mal in diesem Jahr bieten Liz und Bos auch eine Kombination von Urlaub und Arbeit an. Voluntourism richtet sich an Gäste, die zum Baden oder Wandern nach Mallorca kommen und gleichzeitig helfen möchten, ein altes Landgut zu erhalten.

Voluntourists arbeiten drei Stunden am Tag, fünf Tage die Woche und erhalten dafür eine Ermäßigung auf den Mietpreis des Ferienheims. Das Leben an solch einem friedlichen Ort verändere die Menschen, sagt Bos. „Das Lebenstempo wird langsamer. Und dieses Bewusstsein nehmen die Menschen mit in ihren Alltag."

6.11.+7.11.: ab 12.30 Uhr Spaziergang durch die Felder, Oliven pflücken, Ölverkostung, Mittagessen. Ab 17 Uhr Öl pressen, Pa amb olí, Wein (Bodega Vinyes Mortitx). Preis: 55 Euro, wer ab 17 Uhr kommt 30 Euro. Infos und Anmeldung: Tel.: 664-49 81 88, www.pedruxella.com

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