Nudeln und Eier von Philipp Kaufmann aus Mielenhausen

2022-11-07 16:57:54 By : Ms. Kerry Y

Regionale Lebensmittel sind im Trend. In der Region Hann. Münden gibt es viele Landwirte, die ihre Produkte direkt vermarkten. Heute stellen wir Philipp Kaufmann aus Mielenhausen vor.

Mielenhausen – „Hallo Mädels, alles klar bei Euch?“, ruft Philipp Kaufmann. Doch der gut gelaunte 28-Jährige spricht nicht etwa in einer Kneipe junge Damen an, vielmehr haben seine „Mädels“ einen Schnabel und Federn. „Zugegeben, ein paar Jungs sind auch mit dabei“, sagt er lächelnd und zeigt auf einen der Hähne inmitten der Hühnerschar. Die Hähne sind vor allem aufmerksame Aufpasser bei Habichtsattacken.

Er wirft eine Zuckerrübe und ein paar Maiskolben in das Hühnergehege am Ortsrand von Mielenhausen, schon stürzt sich die Vogelschar auf die willkommene Abwechslung.

Kaufmann ist Landwirt mit Leib und Seele. Seit gut einem Jahr ist er Hühnerhalter, sein 340 Tiere fassendes Hühnermobil war anfangs prominent in den Schedener „7-Kurven“ zu sehen. Aufgrund der großen Nachfrage nach den Eiern, die unter dem Markennamen „Landhof Kaufmann“ vermarktet werden, ist ein zweites Mobil dazu gekommen, beide stehen jetzt am Dorfrand von Mielenhausen.

„An der Hühnerhaltung in Mobilställen lässt sich dem Verbraucher schnell klarmachen, was Tierwohl bedeutet, wie dieses umgesetzt wird und warum das Ei dafür ein paar Cent mehr kosten muss“, erklärt Kaufmann.

Der Mobilstall erfordert, dass dieser regelmäßig auf neue Weideplätze gezogen werden muss, damit die Tiere auf einer grünen Wiese und nicht auf braunem Boden laufen. Für den Auslauf müssen jedes Mal Elektro-Zaunnetze neu gespannt werden, damit der Fuchs nicht rein- und die Hühner nicht rauskommen, der Auslauf zusätzlich von oben zum Schutz gegen den Habicht mit einem Volierennetz überspannt werden. Das alles mache viel Arbeit, etwa ein Vormittag Zeit brauche so ein Umzug.

Weil aber der Mehrpreis am Ei am Ende nur ein paar Cent betrage und die Verbraucher diese Haltungsform offensichtlich gut fänden, seien Eier aus mobiler Haltung gefragt beim Kunden. Die Art, wie er die Tiere hält, möchte Kaufmann der Bevölkerung näher bringen. Daher lädt er für den Sonntag, 14. November (11 bis 18 Uhr) ein zu einem Winter-Scheunenmarkt als Tag der offenen Mobilstalltür (Zum Schorfhagen, Feldscheune am Friedhof, Mielenhausen). Es gibt Bratwurst und Glühwein, aus Rücksicht auf den Volkstrauertag keine Aktionen, sondern dafür Informationen rund um mobile Geflügelhaltung.

Landwirt zu werden war ein Kindheitstraum von Kaufmann. „Meine Großeltern hatten noch Landwirtschaft, aber für eine Übernahme war der Hof zu klein und ich zu jung.“ Nach landwirtschaftlicher Lehre und Studium in Soest und Stuttgart arbeitet er heute als Mitarbeiter im Vertriebsaußendienst beim Unternehmen Schmotzer, das sich auf mechanische Unkrautbekämpfung spezialisiert hat. Es entstand der Wunsch, sich etwas Eigenes aufzubauen. Da passte es sich gut, dass er immer ein Interesse an Geflügel hatte und die seit einigen Jahren verbreiteten Mobilställe die Möglichkeit boten, auf diese Weise in die Landwirtschaft einzusteigen.

Der Kreisbauernverband Landvolk Göttingen betreibt seit vielen Jahren eine Plattform, in der sich alle landwirtschaftlichen Direktvermarkter aus den Landkreisen Göttingen und Northeim kostenlos eintragen lassen können, die ab Hof verkaufen. Über land-direkt.de können Interessierte über eine Landkarte oder über eine Suchenfunktion nach Produkten oder Produzenten suchen. Direktvermarkter, die dort noch nicht gelistet sind und den Anforderungen entsprechen (eigene Produktion, Verkauf eigener Produkte muss überwiegen), können sich beim Landvolk melden. (phl)

Anfang 2020 schaute sich Landwirt Philipp Kaufmann mehrere Betriebe und Stallsysteme an, im Herbst 2020 wurde der erste Stall geliefert.

Diese Haltungsform lasse sich auch gut mit seinem Beruf vereinbaren, da notwendige Arbeiten auf die Wochenenden gelegt werden können und unterhalb der Woche seine Familie beim Füttern und Eier ausnehmen helfen. Ansonsten laufen die Ställe autark, Solarpaneele liefern den Strom für die automatische Fütterung mit gentechnikfreiem Futter, die Klappen nach draußen öffnen sich automatisch per Zeitschaltuhr. Videokameras in den Ställen erlauben ihm jederzeit in den Stall zu schauen. Jedes Huhn legt übrigens statistisch gesehen 0,8 Eier am Tag.

Bewusst hat sich Kaufmann für eine Haltung ohne Kükentöten entschieden: „Die männlichen Artgenossen meiner Hühner werden vom Aufzuchtbetrieb als sogenannte Bruderhähne gemästet.“

Neben dem Eierverkauf veredelt Kaufmann die Produkte seiner Tiere auch und hat beispielsweise Nudeln und Eierlikör im Angebot. Erhältlich sind Eier und andere Produkte im Verkaufsschrank am Dorfplatz Mielenhausen, zusätzlich gibt es einen Verkaufsautomaten in Veckerhagen, Mühlenstraße 38. Eier gibt es außerdem im HIT-Supermarkt in Münden sowie zeitweise im Regio-Verkaufsautomat bei der VR-Bank in Dransfeld. Die Nudeln findet man auch beim Mündener Ratsbrauhaus auf der Speisekarte. (Christian Mühlhausen)

Lustiger Zufall: Auch Familie Kaufmann aus Nienhagen betreibt ein Hühnermobil.